"Schickes Gerät haben Sie da."
"Ja, danke."
"Kann bestimmt auch ganz tolle Sachen."
"Na klar."
"Und individuelle Ausstattung?"
"Aber sicher! Das ganze Paket mit allen Extras."
"War bestimmt teuer."
"Oh ja."
"Verbrauchsmaterialien ..."
"Dafür gibt's hier eine Klappe, durch die man herstellerzertifiziertes Material nachfüllen kann. Dafür schließt man einfach im Herstellershop ein Abo ab."
"Und wenn mal ein Verschleißteil kaputtgeht? Kann man das leicht wechseln?"
"Nö. Wenn daran irgendetwas kaputt ist, wirft man das ganze Gerät weg. Das Gerät ist verschraubt, verklebt, verschweißt und versiegelt. Und selbst wenn man an das Innenleben rankommt, ist alles so gebaut, dass man an nichts herankommt, Dinge beim Zerlegen zerbrechen oder zerstört werden müssen. Ersatzteile rückt der Hersteller auch nicht raus. Gebrauchte Teile kann man nicht benutzen, weil die Teile auf das Gerät codiert werden müssen, und das geht nur mit der Software vom Hersteller ..."
"... die der Hersteller nicht 'rausrückt."
"Woher wissen Sie das?"
"Geraten. Und die Lebensdauer?"
"Keine Ahnung. Reicht jedenfalls bis zur jährlichen Präsentation der neuen Modelle."
"Und das alte Gerät?"
"Wirft man weg."
"Warum kaufen Sie sowas?"
Oldtimer-Scheinwerferkonstruktion. Illustration auf Basis eines Fotos von Liza Lova (Pexels.com)
Na, kennen Sie auch solche Geräte? Schlechte Beispiele gibt es genug, insbesondere rund um Smartphones, Druckern und Kaffeemaschinen. Aber auch bei ganz normalen PKW und selbst bei großen Agrarmaschinen gibt es solche willkürlichen Beschränkungen des Herstellers. Das kann dann dazu führen, dass man eine Kleinigkeit an einer ernsthaft teuren Maschine repariert hat, die Maschine aber die Arbeit verweigert, weil kein Techniker mit einem zertifizierten Computer dem Bordcomputer bestätigt hat, dass die Reparatur ordnungsgemäß durchgeführt wurde.
Moderne Scheinwerferkonstruktion. Illustration auf Basis eines Fotos von Mike B (Pexels.com)
Manchmal steht einfach das Design der Wartbarkeit im Weg. Ein klassisches Beispiel sind PKW, die von den späten 1990ern bis etwa 2010 gebaut wurden. Während man an älteren Autos eine Glühlampe in Minuten am Straßenrand getauscht hat, muss man bei diesen Autos Batterie und Sicherungskasten ausbauen, ein Vorderrad abschrauben und sich durch den Radkasten zum Scheinwerfer durcharbeiten, den Stoßfänger oder sogar die gesamte Front demontieren. Erst eine neue Zulassungsvorschrift hat dieses Ärgernis abgestellt.
Richtig ärgerlich wird es, wenn bei der Planung eines Gerätes kein Gedanke an Wartbarkeit und Reparaturen eingeflossen ist. Dann kann schon die Fehlersuche zum Hindernislauf werden, weil man an entscheidende Bauteile nicht herankommt. Hat man dann ein Bauteil im Wert von Cent-Bruchteilen als Fehlerursache identifiziert, richtet die anschließende Reparatur einen wesentlich größeren Schaden an, weil man auf dem Weg zum fehlerhaften Bauteil andere Teile zerstören und anschließend ersetzen muss. Im schlimmsten Fall muss das Gerät dann noch aufwendig neu abgeglichen und neu kalibriert werden.
Bei Software ist es nicht anders. Man kann "mal eben schnell" etwas zusammenstricken, das "funktioniert" - für eine sehr eingeschränkte Definition von "funktioniert". Wenn die Software dann mit der Alltags-Realität klarkommen muss, und auffällt, das man längst nicht alle Einsatzfälle bedacht hat, ist das Gejammer groß. Denn man lernt so, dass die "mal eben schnell" gestrickte Software in einem Zustand ist, in dem man sie eigentlich nur noch wegwerfen und neu bauen kann.
Oder man nimmt sich von Anfang an die Zeit, die Anforderungen an die Software aufzuschreiben, und die Software mit einem Plan sauber und strukturiert zu bauen, Parameter einstellbar zu machen, und spätere Erweiterungen und Umbauten vorzusehen oder wenigstens nicht bewusst zu behindern.
Erfahrungsgemäß ändern sich im Laufe der Projektentwicklung die Anforderungen an Hard- und Software, gelegentlich sogar sehr drastisch. Raten Sie mal, warum wir Software lieber mit Plan und Struktur bauen, statt "mal eben schnell".